Glossar

Für eine allgemeine Einführung zu den Kryosphären-Elementen Schnee, Gletscher und Permafrost wird auf das Kryosphären-Themenportal der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) hingewiesen. Dieses Themenportal zeigt und erklärt ausgewählte langjährige Messreihen zu Schnee, Gletschern und Permafrost. Aus der Gletscherbeobachtung werden die folgenden Kenngrössen erklärt und dargestellt: Längenänderung, Massenbilanz und Inventar.

Das nachfolgende Gletscher-Glossar basiert auf: M. Maisch & P. Wick: dns-Themenheft „Gletscher“, Nr. 7/8 (2004) und J. G. Cogley et al.: Glossary of glacier mass balance and related terms, IHP-VII Technical Documents in Hydrology No. 86, IACS Contribution No. 2, UNESCO-IHP, Paris (2011).

Ablation

Vorgänge, die dem Gletscher Masse entziehen durch Schmelzen und Verdunsten infolge Sonneneinstrahlung, Eisabbrüchen oder Kalbung (Abbruch in See oder Meer).

Ablationsgebiet (oder Zehrgebiet)

derjenige Teil der Gletscheroberfläche – zumeist der tiefer gelegene – auf dem die jährliche Menge der Ablation grösser ist als die Menge der Akkumulation.

Accumulation Area Ratio (engl.)

Verhältnis zwischen der Fläche des Akkumulationsgebietes und der Gesamtfläche des Gletschers, abgekürzt als AAR.

Akkumulation (auf dem Gletscher)

Vorgänge, die dem Gletscher Masse zuführen durch Niederschlag (Schneefall), Winddrift oder Lawinenniedergänge.

Akkumulationsgebiet (oder Nährgebiet)

derjenige Teil der Gletscheroberfläche – zumeist der höher gelegene – auf dem die jährliche Menge der Akkumulation grösser ist als die Menge der Ablation. Im Akkumulationsgebiet bildet sich aus Schnee zunächst Firn und später Gletschereis.

Beobachtungsperiode

Das Massenbilanzjahr (Haushaltsjahr) wird durch die effektiven Daten der zwei aufeinanderfolgenden Messungen definiert, die von Jahr zu Jahr variieren können.

Blockgletscher

sich wulstartig pro Jahr ca. 0.1–1.0 m talabwärts bewegender zungenförmiger Schuttstrom, aus Blöcken verschiedenster Grösse bestehend. Enthält im aktiven Zustand einen aus Permafrost gebildeten (Eis-)Kern.

Endmoräne

wallförmige, oft das Tal querende, Hufeisen-förmige Moränenablagerung eines Gletschers, der nach einer Vorstossphase für längere Zeit seine maximale Ausdehnung beibehielt.

Firn

Schnee, der mindestens einen Sommer überdauert hat und sich bereits in den dichteren Firn umgewandelt hat.

fluvio-glazial

Prozesse und Formen, die durch die kombinierte Wirkung des Eises und von Schmelzwässern zu Stande kommen.

geodätische Methode

Die Änderungen der Höhe der Gletscheroberfläche werden mithilfe von Luftbildern, Satellitendaten oder anderen Quellen bestimmt, um daraus wird die Volumen- und Massenänderung abzuleiten.

glazial

unmittelbar vom Gletscher verursachte Prozesse und die dadurch geschaffenen Gelände- oder Landschaftsformen.

Glaziologie

Wissenschaft, die sich mit den (physikalischen) Eigenschaften und dem Verhalten von Schnee, Eis, Gletschern und Permafrost beschäftigt.

Gleichgewichtslinie (engl. equilibrium line)

(theoretische) Linie auf dem Gletscher, an welcher am Ende des Haushaltsjahres (Ende Sommerhalbjahr) sich Akkumulation und Ablation die Waage halten. Bei ausgeglichenem Massenhaushalt stehen sich die Flächen von Nähr- und Zehrgebiet ungefähr in einem 2:1-Verhältnis gegenüber. Die Höhe der Gleichgewichtslinie wird als ELA bezeichnet.

Gletschertor

Unteres Ende eines Gletschers, wo durch die Öffnung eines subglazialen Tunnels an der Gletscherstirn normalerweise ein Schmelzwasserbach aus dem Eis hervortritt.

Gletschervorfeld

Gebiet zwischen den Moränen der neuzeitlichen (bzw. postglazialen) Vorstösse (z.B. Hochstand um 1850/60) und den heutigen Gletscherumrissen.

Hochstand von 1850/60

allgemein in den Alpen verbreitete Vorstossphase der Gletscher, welche um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Anschluss an frühere Vorstösse ähnlicher Grösse (z.B. um 1600/40 und 1820) ihren Höhepunkt erreichte. Markiert das Ende der "Kleinen Eiszeit" (in den Alpen).

Holozän

auch Nacheiszeit (Postglazial) genannt. Umfasst den Zeitraum der letzten 11'700 Jahre ab Ende der letzten grossen Kaltzeit/Eiszeit.

hydrologisches Jahr

Zeitraum zwischen dem 1. Oktober und dem 30. September des folgenden Jahres, d.h., das Massenbilanzjahr (Haushaltsjahr) beginnt immer am gleichen Datum.

Kleine Eiszeit (engl. Little Ice Age)

allgemein kühle Phase der Klima- und Gletschergeschichte von Mitte 13. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert (in den Alpen), gekennzeichnet durch allgemein grosse Gletscherausdehnungen und mehrere Hochstände in der Grössenordnung von 1850/60.

Massenbilanz

Verhältnis von Einnahmen (Akkumulation) und Ausgaben (Ablation) auf einem Gletscher am Ende des Haushaltsjahres. Wird an einigen Alpengletschern regelmässig bestimmt. Die Einheit der Massenbilanz (kg m-2) wird oft durch Millimeter Wasseräquivalent (mm w.e.) ersetzt. Beide Einheiten sind numerisch identisch.

Moränen

vom Gletscher an der Grenze Eis/Untergrund (Grundmoräne) oder am Eisrand bei Vorstössen häufig in Form von Wällen akkumuliertes Gesteinsmaterial (End-, Ufermoränen). Beim Zusammenfluss zweier Gletscherströme entstehen durch die Vereinigung der Seitenmoränen die meist auffälligen Mittelmoränen.

Quartär

jüngste geologische Formation der Erdgeschichte, aufgrund der verschiedenen Kaltzeiten (Glaziale) auch Eiszeitalter genannt. Beginn vor ca. 2.6 Mio. Jahren.

Séracs

durch das Überkreuzen von Längs- und Querspalten meist über Steilabbrüchen entstehendes wirres Spaltenmuster mit spektakulären Eistürmen.

temperierte Gletscher

Bezeichnung für Gletscher, deren Eistemperatur um 0 °C liegt, im Gegensatz zu kalten Gletschern mit ständig niedrigeren Temperaturen.

Wasseräquivalent (engl. w.e.)

eine Einheit (Meter oder Millimeter Wasseräquivalent), um die Gletschermasse als Dicke einer gleichen Masse mit der Dichte des Wassers zu beschreiben. 1 kg flüssiges Wasser hat eine vertikale Ausdehnung von 1 mm, wenn es gleichmässig auf eine horizontale Fläche von 1 m2 verteilt ist.